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Flechtwerk des Lebens

Als die Grosseltern ihrem Enkel Petros vor Jahrzehnten das Korbflecht-Handwerk und ihr Halloumi-Rezept beibrachten, ahnten sie nicht, dass er einst als Hüter dieser zypriotischen Traditionen im Bauerndorf Choirokoitia Gäste aus aller Welt begeistern würde. Die Geschichte, wie Petros zu seiner Berufung fand, klingt wie ein Märchen, ist aber ein wahres Stück Zypern.

Das Leben von Petros Nikolau nahm von einem Tag auf den anderen eine unerwartete Wendung: Petros stellte an einem Festival das zypriotische Korbflecht-Handwerk vor, wie es ihm einst seine Grosseltern beigebracht hatten. Da fragte ihn eine Touristikerin, ob er diese Tradition nicht einer Reisegruppe präsentieren könne. Petros sagte zu und die Touristen waren begeistert. Ein halbes Jahr später erhielt Petros bereits regelmässig ähnliche Anfragen. Deshalb kündigte er nach 18 Jahren in einem Fünfsternehotel seinen sicheren Job als Restaurantleiter. Er machte sich selbstständig und seine Berufung zum Beruf. Seit 2014 engagiert er sich voll und ganz für das handwerkliche Erbe seiner Grosseltern und teilt das alte Wissen mit viel Leidenschaft mit der Welt.

Zurück in die Zukunft: zum besten Halloumi

Interessierte aus den fernsten Ländern finden heute den Weg zu Korbflechter Petros ins beschauliche Bauerndorf Choirokoitia im hügeligen Hinterland von Zyperns Südküste. Sein Museum und Atelier liegen direkt neben dem einstigen Zuhause seiner Grosseltern. Dicke Steinwände halten im Haus aus dem Jahr 1850 die Räume im Winter warm und im Sommer kühl. Seine Gäste bewirtet der Gastronom Petros im grünen Innenhof und bringt ihnen neben der Korbflechtkunst auch die zypriotische Kulinarik näher. Seine Spezialität: Halloumi. Er stellt den weltbekannten Käse nach dem Rezept seiner Grosseltern her und verwendet selbstgeflochtene Körbchen aus Schilf, um die Käsemasse in Form zu bringen.

In jedem geflochtenen Korb steckt ein Stück Geschichte – und mit jedem Halloumi bewahre ich das Erbe meiner Grosseltern.“

Petros Nikolau

Das authentische Erlebnis spricht für sich

«Sensationell», «ein Traum» oder schlicht «der beste»: Gäste loben Petros hausgemachten Halloumi in Online-Rezensionen in den höchsten Tönen. Mehrere Awards zeichnen sein Angebot als Top-Erlebnis aus. Dabei wurde Petros’ kleines Paradies in Choirokoitia allein über Mund-zu-Mund-Propaganda und Empfehlungen so bekannt, dass ihn ein Filmteam der renommierten BBC besuchte. Petros hat selbst nie Werbung geschaltet und braucht keine eigene Website. Den Feierabend verbringt er lieber mit Korbflechten als im Internet. Zwei, drei Körbe stellt er an einem Abend her. Das entspannt ihn vor dem Schlafengehen.

Tief in der zypriotischen Kultur verankert

Neben Petros beherrschen bloss noch drei, vier weitere Einheimische das einzigartige Korbflecht-Handwerk der Insel. Petros trägt wesentlich dazu bei, dass das alte Wissen und die Tradition nicht verloren gehen. Geflochtene Körbe haben nicht nur in der zypriotischen Küche zur Aufbewahrung von Brot und Früchten einen festen Platz, sondern auch als Dekorationselemente. Braut und Bräutigam erhalten vor der Hochzeit je einen Korb. Vor der Trauung legen sie Teile ihrer Festtagsgarderobe und Schmuck ins Flechtwerk und tanzen darum herum. Die Jungen bevorzugen heute Körbe mit bunten Mustern. Für sie färbt Petros sein Flechtmaterial mit natürlichen Färbemitteln. Traditionell bestehen die zypriotischen Körbe aus ungefärbtem Weizenstroh. Fünf der althergebrachten Körbe in seinem Museum stammen noch von seiner Grossmutter. Sie sind Petros’ grösste Schätze und als einzige Ausstellungsstücke im Museum unverkäuflich.

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